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82 Route 7. KONSTANTINOPEL. Geschichte. Im Krimkrieg landeten französische und englische Korps bei Gallipoli 1854;
1856 erlangte die Türkei durch die Anerkennung der Gleichberechtigung
der Religionen ihre Anerkennung als europäische Großmacht. 1878 drangen
im Russisch-Türkischen Krieg russische Truppen bis in die Nähe von Kon-
stantinopel
und nötigten die Pforte zum Abschluß des Friedens von San Stefano.

Das Innere der Stadt wurde von diesen Vorgängen im XIX. Jahrh. nicht
direkt berührt, erschloß sich aber doch der modernen Zeit. Über den
unteren Teil des Goldenen Horns entstanden zwei Brücken, die jetzige Alte
Brücke 1837, und die Neue Brücke 1845, letztere 1877 durch eine daneben
angelegte ersetzt. Ein großer Brand schaffte 1865 Luft in Stambul und gab
Gelegenheit zur Durchführung einiger weiter Straßenzüge. 1873 wurde
sogar die Eisenbahn durch die Strandquartiere Stambuls und den Seraigarten
bis in die Nähe der Neuen Brücke geführt; durch sie steht Konstantinopel
seit 1888 in direktem Verkehr mit Mitteleuropa. 1839 war die Residenz
von Stambul, wo die Sultane seit dem XVI. Jahrh. den jetzt verlassenen
Serai bewohnten, nach dem neu erbauten Palast von Dolma Bagtsché am
Bosporus verlegt wurden; Sultan Abdul Hamíd II. residiert in dem ein-
fachen
Jildis Kiosk und kommt nur einmal jährlich nach Stambul, um den
Mantel des Propheten zu verehren. Aus seiner an Fortschritt und Auf-
klärung
reichen Regierung seien, im Zusammenhang mit der Entwicklung
Konstantinopels, erwähnt: die Regelung der von Abdul Asis zerrütteten
Finanzwirtschaft durch die Einsetzung einer internationalen Verwaltungs-
kommission
der fünf Staatsmonopole zu Gunsten der äußeren Schuld (Dette
publique, Pl. H 6);das Erdbeben von 1894, das den Neubau des Großen
Basars veranlaßte; die von einer deutschen Gesellschaft durchgeführte Er-
bauung
der Anatolischen Eisenbahn (S. 156; seit 1889), durch welche Kon-
stantinopel
direkte Verbindung mit dem Inneren Kleinasiens hat und bis zum
Persischen Meerbusen bekommen soll.

Eine ganz europäische Vorstadt, Pera, ist im Lauf des XIX. Jahrh.
auf dem Bergrücken zwischen dem Goldenen Horn und dem Bosporus ent-
standen
, wo sich in den vorhergehenden Jahrhunderten nur vereinzelte
Häusergruppen zwischen Weinbergen erhoben. Hierher haben sich aus
Stambul die Botschafter bei der Pforte gezogen[zurückgezogen]; nach einem Brand wurde
seit 1870 das Zentrum erneuert; überall sind abendländische Geschäfte,
Kirchen, Schulen, Hospitäler zerstreut.

Die am Ufer des Goldenen Horns und des Bosporus unterhalb Pera ge-
legene
Vorstadt Galata nimmt die Stelle einer Ansiedelung ein, die im
IV. Jahrh. n. Chr. als 13. Region Konstantinopels gerechnet und mit Mauern
umgeben wurde; im VI. Jahrh. bekommt sie Stadtrecht und wird im VIII.
unter dem heutigen Namen aufgeführt. Nach der Wiederherstellung des
Griechischen Kaisertums (1261) wurde sie den genuesischen Kaufleuten zum
Wohnsitz überlassen, die dann unter ihren Podestà eine fast unabhängige
Stellung errangen. Der Nordturm der von ihnen erneuerten Befestigung,
die erst in der Mitte des XIX. Jahrh. niedergelegt wurde, der Galataturm,
bildet noch das Wahrzeichen der Stadt. Von den türkischen Eroberern
verschont, ist Galata nach wie vor der Sitz des internationalen Handels ge-
blieben
und gleicht, besonders seit der Anlage der Quais (1879-95), hinter
denen die großen Geschäftshäuser liegen, in seiner Bauart ungefähr einer
italienischen Hafenstadt.


a. Pera und Galata.

Die Besteigung des Galata-Turmes (Pl. H 2) bildet die beste
Vorbereitung zur Durchwanderung Konstantinopels. Er liegt auf
der Grenze von Galata und Pera 41m ü. M. und wurde bereits um
500 an der Stelle errichtet, wo die Landmauern von Galata zusammen-
stießen
, und in der Folge häufig wiederhergestellt und erhöht, nach
mehrmaligen Feuersbrünsten zuletzt um die Mitte des XIX. Jahrh.
Auf 143 Stufen gelangt man zu der die ganze Rundung einnehmen-
den
Stube der Feuerwächter, wo jeder Besucher 5 Pi. entrichtet